Wie sieht das Banking der Zukunft aus? Unser Breakfast-Event
12.11.2025
Rino Borini, Entrepreneur, Scarossa, Digital Finance und Adrian Berger, MD Finance & Telecom Solutions, Ergon
Podiumsgespräch: die Referierenden präsentieren ihre Vision für die Zukunft des Bankings
Andreas Iten, CEO & Co-Founder/Managing Partner, Tenity
Thomas Zerndt, CEO, Business Engineering Institute St. Gallen (BEI)
Jan Brzezek, Entrepreneur, Gründer & Ex-CEO, Crypto Finance
Am 6. November 2025 brachte das Future Finance Breakfast frischen Wind in die Finanzbranche. Dies mit spannenden Ideen, lebhaften Diskussionen und echten Impulsen für das Banking von morgen. Fünf Experten präsentierten Impulsvorträge zu den Trends und Herausforderungen, die das Banking und digitale Vermögenswerte aktuell bewegen. Die Veranstaltung schloss mit einer inspirierenden Podiumsdiskussion, in der durchaus kontrovers diskutiert wurde.
Lifestyle Banking und neue Nutzergruppen
Rino Borini zeigte, warum Banking erst dann als «sexy» gelten kann, wenn es echten Alltagsnutzen stiftet. Digitale Banken – wie Revolut oder Monzo – machen es vor: Geld versenden, auch international, funktioniert heute schnell, unkompliziert und mit minimalen Gebühren. Dabei verändern sich Zielgruppen – Erfolgsmodelle sprechen junge Kundinnen und Kunden an, während klassische Banken Gefahr laufen, zur «Seniorenbank» zu werden. Influencer aus der Finanzwelt erreichen heute schon ein grösseres Publikum als etablierte Institute. Wer das Potenzial von Open Finance und Crypto/Stablecoins erkennt, kann neue Mehrwerte schaffen und das Ökosystem aktiv gestalten. Wenn AI, Open Banking und Krypto verschmelzen, wird Banking zum digitalen Alltagsbegleiter – unsichtbar, aber jederzeit und überall verfügbar.
Kundenzentrierung – Banking im Kontext
Thomas Zerndt betonte, dass Innovation ohne klare Kundenorientierung ins Leere läuft. Banking muss sich an den Bedürfnissen der Kundschaft orientieren und dazu beitragen, ihre Lebens- und Konsumsituationen sinnvoll zu begleiten. Die Customer Journey rückt mit Open Banking, Contextual Banking und digitalen Ökosystemen in den Fokus. Datenportabilität und die sinnvolle Nutzung von Kundendaten stärken die Selbstbestimmung und erleichtern neue Services – ein echter und notwendiger Fortschritt, den der Schweizer Finanzplatz verstärkt berücksichtigen muss. Zerndt zeigte , dass Banken im Ökosystem bewusst ihre Rolle wählen müssen – als Produzent, Plattform oder Integrator. Entscheidend ist, Kundinnen und Kunden dort abzuholen, wo ihre Lebensrealität beginnt.
Trends aus der Startup-Perspektive
Andreas Iten unterstrich die Bedeutung von Innovationen aus dem Startup-Umfeld. Während Grossbanken oft Jahre für grosse Projekte brauchen, setzen junge Firmen neue Standards in Tempo, Kundenfokussierung und Technologieeinsatz – etwa im Bereich Krypto, (Agentic) AI und digitale Identitäten. Regulierung prägt das Innovationsklima, schafft aber auch Chancen für agilere Anbieter bzw. Startups. Sicherheit und Vertrauen bleiben zentrale Werte, gerade im Kontext der Nutzung digitaler Vermögenswerte. Entscheidend ist die Balance zwischen Innovationskraft und Compliance, Netzwerke werden zum Erfolgsfaktor, und AI wie Krypto werden zum festen Bestandteil des Bankings von morgen. Iten warnte vor sprunghafter Innovation. Wer dranbleibt und Ausdauer zeigt, gestaltet den Markt – auch mit langfristigen Investitionen.
Digitale Assets und Vertrauen
Jan Brzezek verdeutlichte, wie tokenisierte Vermögenswerte und Stablecoins das Banking revolutionieren. Ein globales Beispiel: Tether und andere Stablecoins ersetzen Bargeldtransfers und lösen echte Probleme im internationalen Zahlungsverkehr. Tokenisierung bringt mehr Transparenz und Sicherheit, während Regulierung immer noch der Innovation hinterherläuft. Das bedeutet für Banken konkret: den Einstieg in den Markt für digitale Assets prüfen und umsetzen, eine Stablecoin-Strategie entwickeln, Pilotversuche mit tokenisierten Produkten durchführen sowie eine 24/7-Abwicklungsstrategie umsetzen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Transparenz und klar definierte Regelwerke, wie bei Bitcoin, schaffen neues Vertrauen in die digitale Finanzwelt.
Vom Denken zum Machen – Wandel in Organisationen
Wolfgang Mair schilderte die Transformation der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), die mit einer «One Front, One Platform»-Strategie und hybriden, teilagilen Arbeitsmodellen auf Effizienz und nachhaltigen Wandel setzt. Erfolgreiche Digitalisierung braucht Mut zur Selbstbildkorrektur und Investitionen ins eigene Know-how. Cloud-Lösungen und DevOps sind Teil der neuen Realität, genauso wie Regulatory Management als Wettbewerbsvorteil. Integrationskompetenz, Prozessverantwortung und Engineering-Kultur entscheiden, ob der Wandel gelingt.
Banking der Zukunft – Die interaktive Podiumsdiskussion
Zum Abschluss entwarfen die Teilnehmenden ihre Vision für das Banking in fünf bis zehn Jahren: Die Integration von AI-Agents, vollautomatisierte Prozesse und Super-Apps stehen bereit. Der menschliche Faktor bleibt wichtig, persönliche Beratung wird gezielt als Mehrwert eingesetzt – aber anders als bisher. Challenger-Banken verändern den Markt, doch Vertrauen, Sicherheit und verständliche Produkte bleiben auch in einer digitalen Welt entscheidend. Einigkeit herrschte darüber, dass sich in fünf Jahren wenig grundlegend verändern wird, in zehn Jahren das Banking aber weitgehend automatisiert sein wird, mit persönlicher Beratung als gezieltem Mehrwert. Die Banken stehen vor der Wahl: Sie können Tempo aufnehmen und Innovation leben – oder riskieren, den Wandel zu verpassen.
Visuelles Highlight
Das Future Finance Breakfast 2025 hat bewiesen: Die Zukunft des Bankings entsteht dort, wo Menschen mit Ideen, Technologie und Mut zusammenkommen – lokal verankert und international vernetzt. Wer heute investiert, experimentiert und kundenorientierte Netzwerke schafft, bestimmt das Banking von morgen.
Ergon bedankt sich herzlich bei den Referent:innen sowie allen Teilnehmer:innen für den lebhaften und inspirierenden Austausch. Die Begegnungen und das Networking unter Gleichgesinnten waren ausgesprochen wertvoll. Zwischen Rührei, Smoothies und Käseplatte konnten bereichernde Kontakte geknüpft und frische Ideen angestossen werden. Wir hoffen, dass die vermittelten Praxistipps den Arbeitsalltag aller erleichtern und für gewisse Inspirationen sorgen. Wir freuen uns darauf, Sie bei einer kommenden Veranstaltung erneut begrüssen zu dürfen.